BAD EMS/RHEIN-LAHN. (8. März 2014) "Manche Leute verzichten jetzt aufs Essen, aufs Auto, Internet oder das Smartphone - wir wollen die Fastenzeit mit mehr verbringen, nämlich einem Mehr an nachhaltigem Denken und Handeln", begrüßte Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche Rhein-Lahn, die Besucher des Eine-Welt-Ladens in Bad Ems. Zum Auftakt der Fastenaktion "7 Wochen mit..." erinnerte der Theologe an ein biblisches Wort, das auch in der Fastenzeit dazu auffordere, für soziale Gerechtigkeit einzutreten.
Dazu würden das ganze Jahr über die fünf Eine-Welt-Läden im Rhein-Lahn-Kreis beitragen, sagte Metzmacher und warb darum, die Wochen bis Ostern zu nutzen, beim Kauf von Lebensmitteln nachhaltig zu handeln. "Brauchen wir das ganze Jahr über Erdbeeren? Wie oft kaufen wir Produkte aus fairem Handel oder beim nächst gelegenen Direktvermarkter oder Landwirt ein? Und kommen wir nicht auch mit weniger Fleisch aus?", nannte Metzmacher konkrete Beispiele zum Umdenken und Mitmachen und verteilte "Denkzettel" als Hilfestellung zur Fastenaktion. "Wir wollen damit unsere ethische Verantwortung als Verbraucher wahrnehmen", so Metzmacher.
Gerth Stecher von dem 1987 in Bad Ems gegründeten Eine-Welt-Verein machte deutlich, dass die Kundschaft ebenfalls einen Verzicht leiste: "Wer fair einkauft, verzichtet auf geldliche Vorteile, weil er die Produzenten unterstützen möchte." Dass dies mehr als der sprichwörtliche "Tropfen auf den heißen Stein" sei, machte Stecher am Beispiel der in 3000 bis 4000 Metern Höhe wachsenden Quinuas aus Bolivien deutlich. Die "Wunderkörner der Inkas" wurden durch Reisimporte verdrängt, damit verloren die Bergbauern ihre Wirtschaftsgrundlage. Erst nachdem sich in den 1980-er Jahren mit Unterstützung der Eine-Welt-Läden wieder ein Markt dafür fand, bilden dort heute wieder Anbau und Verkauf die Lebensgrundlage für rund 1500 Familien.
Die Kooperation mit der Stiftung Scheuern sorgt nicht nur dafür, dass in der Römerstraße 72 Waren aus rund zwei Dutzend Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Südostasiens fair verkauft werden. Dort finden gleichzeitig auch Produkte aus der Region Abnehmer. Jörg Bremser stellte die breite Palette dessen vor, was in den Werkstätten der Stiftung täglich hergestellt wird: vom Holzspielzeug über Kerzen bis hin zu den in Misselberg angebauten Obstsorten. Wichtig sei der Stiftung der Vernetzungsgedanke, sowohl was die Beschäftigung der Menschen mit einer Behinderung anbelangt als auch den Verkauf der Waren, die es dank einer Kooperation sogar in heimischen Supermärkten zu kaufen gibt. Mark Solomeyer von der Stiftung - sie teilt sich den Verkaufsdienst mit 22 Ehrenamtlichen des Bad Emser Eine-Welt-Teams - wies auf die zwölf Apfelsorten hin, die das Geschäft bietet sowie die aus vielen Obstsorten hergestellten Fruchtprodukte. Es gehe aber nicht nur darum, mit dem Kauf fair gehandelter oder aus der Region stammender Produkte Menschen zu helfen. "Ich trinke jeden Tag unsere Fruchtsäfte, weil sie einfach sehr gut schmecken und gesund sind", wies der Direktor der Stiftung Scheuern, Pfarrer Gerd Biesgen, auf die hohe Qualität und Güte von Produkten und Dienstleistungen hin.
"Wichtig im Sinne der Nachhaltigkeit ist es auch, sowohl die Produkte als auch die Menschen zu kennen, die sie verkaufen", sagte Matthias Metzmacher, als die Besucher die vom Eine-Welt-Team kredenzten Leckeren aus nah und fern probierten. Dann lud er zum nächsten Ortstermin der Fastenaktion ein. Treffpunkt ist am Mittwoch, 12. März um 17 Uhr "Juchems' Hof" in Niederwallmenach, einem Demeterhof, der seine landwirtschaftlichen Produkte nach anthroposophischen Prinzipien erzeugt. "Vielleicht gibt es dort schon Berichte über den ein oder anderen nachhaltigen Fastenerfolg", so der Pfarrer.
Informationen über die Fastenaktion "7 Wochen mit..." und Begleitmaterial zum Mitmachen gibt es im Internet unter <link http: www.rhein-lahn-evangelisch.de nassau_singt_und_klingt.html _blank external-link-new-window external link in new>www.rhein-lahn-evangelisch.de