„Bis zur ersten Frühstückspause war’s ein bisschen komisch, aber von da an habe ich mich sehr wohlgefühlt.“ „Es war interessant zu sehen, wie die Beschäftigten mit ihren Beeinträchtigungen zurechtkommen und sie überwinden.“ „Uns wurde sehr deutlich, dass Menschen mit Behinderung ganz normale Menschen sind wie wir auch.“ Feedbackrunde im Multifunktionsraum der Langauer Mühle, der Hauptwerkstatt der Stiftung Scheuern. Drei Tage lang waren neun Auszubildende der Eaton Industries GmbH bei der Nassauer Einrichtung zu Gast, haben in die Arbeits- und Lebenswelt von Menschen mit Behinderung hineingeschnuppert und dabei ebenso wichtige wie wertvolle Erfahrungen gemacht.
Berührungsängste abbauen, miteinander ins Gespräch kommen, Sozialkompetenzen weiterentwickeln – darum geht es im Kern bei der Ausbildungskooperation zwischen Eaton und der Stiftung Scheuern, die nach der Premiere 2018 in diesem Jahr bereits ihre zweite Runde dreht. Das Besondere daran: Jeder der Azubis, die bei Eaton im ersten Lehrjahr den Beruf des Werkzeugmechanikers, Verfahrensmechanikers, Elektroniker, Industriemechanikers oder Maschinen- und Anlageführers erlernen, hatte einen Paten, sprich einen der am Projekt beteiligten Beschäftigten der Stiftung Scheuern, der ihn mitnahm in seine Arbeitswelt und als Ansprechpartner zur Verfügung stand. So lernten einige der Eaton-Azubis die Langauer Mühle, andere wiederum den Garten- und Landschaftsbau, die Zweigwerkstatt in Singhofen oder den Berufsbildungs- und Integrationsservice in Bad Ems kennen. Besonders interessante Einblicke konnte zum Beispiel Wilhelm Krasmik gewinnen, der als für das Projekt zuständiges Mitglied der Jugendausbildungsvertretung (JAV) bei Eaton (JAV) das dreitägige Treffen gemeinsam mit Birgit Klaiber, Bildungskoordinatorin der Stiftung Scheuern, vorbereitet hatte. Sein Pate war Steffen Born, der sich als Mitglied des Werkstattrats für die Interessen der Beschäftigten einsetzt. Mit Carsten Keller, Martin Eck, Elisa Kneuper und Thorsten Haack hatten die Besucher zudem in jedem der genannten Arbeitsbereiche auch unter den Mitarbeitern der Stiftung Scheuern einen festen Ansprechpartner.
Logisch, dass es ganz am Anfang das eine oder andere Verständigungsproblem zwischen den jungen Leuten gab. Doch schon nach kürzester Zeit war das Eis gebrochen und sämtliche Vorbehalte, sofern überhaupt vorhanden, restlos über Bord geworfen. Woran natürlich auch der sportliche Part nicht ganz „unschuldig“ war: Ein kleines Bogenschießturnier sorgte zusätzlich dafür, dass ein Gemeinschaftsgefühl zwischen den Projektteilnehmern entstand. „Außerdem haben wir an allen drei Tagen eine Feedbackrunde durchgeführt, um auf etwaige Probleme reagieren und sofort eingreifen zu können, falls es in einer der Konstellationen nicht so gut harmoniert hätte“, ergänzt Birgit Klaiber.
Was aber nicht nötig war. Dass das Projekt auch bei den Scheuerner Teilnehmern bestens ankam, zeigte sich spätestens in der Abschlussrunde. „Toll, dass sich die Azubis für unseren Bereich interessiert haben!“, betonte einer der Beschäftigten aus der Zweigwerkstatt in Singhofen. „Schade, dass es so kurz war. Wenn es eine ganze Woche gewesen wäre, hätte man ihnen mehr zeigen können“, fand ein anderer. Über so viel positives Feedback freute sich logischerweise auch Eaton-Ausbildungsleiter Kai Leininger, der die Gruppe begleitete und die Abschlussrunde moderierte. Der Gegenbesuch bei der Eaton Industries GmbH in Holzhausen ist übrigens längst in trockenen Tüchern: Bereits am Donnerstag, 21. März, und Freitag, 22. März, werden die Scheuerner den Arbeitsalltag ihrer „Patenkinder“ kennenlernen. Die zweite Runde wird, so viel steht schon fest, auf keinen Fall die letzte sein. „Längerfristig sind, über das gegenseitige Hospitieren hinaus, auch gemeinsame Fortbildungsangebote, etwa zur Arbeitssicherheit oder zum rückenschonenden Tragen und Heben, angedacht“, verrät Birgit Klaiber.