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Aktuelles

Ein großer Schritt in Richtung Inklusion


Fünf von der Stiftung Scheuern betreute Menschen mit Behinderung arbeiten inzwischen auf Außenarbeitsplätzen bei der Lahntechnik GmbH in Nassau.

„Da haben wir wirklich Glück gehabt, denn alle fünf passen sehr gut hierher“, sagt Tobias Sturm, Produktionsleiter der Lahntechnik GmbH. Ein Eindruck, der zweifelsohne auf Gegenseitigkeit beruht: Denn Glück haben definitiv auch besagte fünf, von der Stiftung Scheuern betreute Menschen, die einen Außenarbeitsplatz bei dem Nassauer Hersteller von Kühlanlagen und Kältetechnik bekommen haben – fünf Menschen mit Behinderung, die auf diese Weise einen erfreulich großen Schritt in Richtung Inklusion und Normalität im Arbeitsleben gehen können. Zur Erklärung: Bei einem Außenarbeitsplatz arbeitet der Beschäftigte, wie der Begriff es bereits vermuten lässt, außerhalb der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) bei einem externen Unternehmen und unterstützt die dortigen Mitarbeitenden ihn den täglichen Arbeitsprozessen, wobei er aber weiterhin von der Stiftung Scheuern begleitet wird.

Zwischen Lahntechnik und Stiftung besteht eine solche Kooperation bereits seit fast fünf Jahren. 2017 kam Tobias Sturm erstmals auf das Team von BIS – Partner für Bildung und Qualifizierung zu. Hinter dem Namen verbirgt sich der Berufsbildungs- und Integrationsservice der Stiftung Scheuern, der unter anderem Menschen mit Behinderung auf das Arbeitsleben vorbereitet und bei der Suche nach einem passenden Praktikumsbetrieb unterstützt. Logisch, dass sich das BIS-Team nicht lange bitten ließ: Nach erfolgter Stellenausschreibung unter allen Werkstattbeschäftigten wagte Dominik Gasteyer, der bis dahin in der WfbM in Singhofen in der Metallverarbeitung gearbeitet hatte und den Tobias Sturm sicherlich nicht ohne Grund als „klasse Typ, den hier jeder ins Herz geschlossen hat“ bezeichnet, als Erster diesen Schritt.  „Mir gefällt es hier noch genauso gut wie am ersten Tag“, berichtet der junge Mann, der als Hilfskraft in der Produktion eingesetzt ist, und lobt nicht zuletzt auch das gute Arbeitsklima: „Die Kollegen sind sehr nett. Auch privat haben wir schon viel zusammen unternommen.“

Dieses war der erste Streich. Der zweite folgte vor wenigen Monaten: Mit Chantal Rotard, Daniel Saramok, Ralf Schlüter und Volker Schmidt erhielten vier weitere von der Stiftung Scheuern betreute Menschen zunächst die Chance auf ein Praktikum bei dem Nassauer Unternehmen. Diese „Vorlaufzeit“ ist enorm wichtig, damit beide Seiten ohne Zeitdruck herausfinden können, ob es auch auf Dauer das Richtige für sie ist. „Außerdem hatten unsere Beschäftigten auf diese Weise Gelegenheit, mehrere Bereiche innerhalb des Unternehmens kennen zu lernen. So konnte man sich einen Eindruck davon verschaffen, welche Tätigkeiten ihren Interessen und Fähigkeiten am meisten entsprechen“, ergänzt BIS-Mitarbeiter Thorsten Biester. Gemeinsam mit seiner Kollegin Selina Kiefer vom Berufsbildungs- und Integrationsservice betreut er die fünf „Scheuerner“ bei der Lahntechnik. Dabei hat jeder der Beschäftigten seinen festen Bildungsbegleiter, der einmal wöchentlich, bei Bedarf auch öfter, im Unternehmen vor Ort ist. „Wir unterstützen die Beschäftigten sowohl in den täglichen Arbeitsprozessen als auch in der Kommunikation mit dem Arbeitgeber und im Spannungsfeld zwischen Arbeit und Zuhause“, beschreibt Selina Kiefer einen wichtigen Teil ihrer Arbeit und schickt hinterher: „Wenn ein Problem oder eine Frage auftaucht, können wir uns jederzeit an Herrn Sturm und das Team der Lahntechnik wenden. Es ist ein sehr offener Austausch, bei dem sich immer eine Lösung findet.“ Zusätzlich hat sich jeder der fünf Beschäftigen “seine“ Vertrauensperson unter den Lahntechnik-Mitarbeitern gesucht, die ihn anleitet und für Fragen zur Verfügung steht.

Kein Wunder also, dass sich nicht nur Dominik Gasteyer, der die vier „Neuen“ nach Kräften bei der Eingewöhnung und Integration unterstützt, rundum zufrieden zeigt. „Es macht viel Spaß“, fasst zum Beispiel Volker Schmidt seine Tätigkeiten zusammen, zu denen unter anderem das Zuschneiden, Isolieren und Verkabeln gehören, und Ralf Schlüter fügt hinzu: „Es ist toll, etwas Neues zu lernen, das man bisher noch nicht gemacht hat“, während Daniel Saramok betont, dass ihm vor allem auch der Kontakt mit den Kollegen sehr gefällt. Sie alle bringen bereits Arbeitserfahrung aus den Werkstätten der Stiftung Scheuern mit, deren Mitarbeiter die Beschäftigten im Hinblick auf ihre Interessen und Fähigkeiten qualifizieren und auf einen möglichen Außenarbeitsplatz vorbereiten. Das BIS-Team wiederum übernimmt die Aufgabe, einen geeigneten Praktikumsbetrieb zu finden sowie die erlernten Fähigkeiten zu stabilisieren und gegebenenfalls weiter auszubauen.

Chantal Rotard schließlich ist das „Küken“ unter den „Scheuernern“. Die junge Frau ist direkt aus der Phase der Beruflichen Bildung heraus, in der es unter anderem um die Entwicklung von beruflichen Perspektiven innerhalb und/oder außerhalb der WfbM, aber auch um die Vermittlung von Kernkompetenzen wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und positives Sozialverhalten geht, zur Lahntechnik gekommen. Sie hat allerdings bereits mehrere Praktika, unter anderem auch bei dem weltweit agierenden Nassauer Unternehmen, absolviert und erzählt, sie freue sich sehr, dass ihr aktuelles Praktikum zum 1. Februar in einen Außenarbeitsplatz übergegangen.

Kurzum: Sie haben es alle fünf geschafft. Das sei, über die fachliche Eignung hinaus, vor allem auch ihrer positiven persönlichen Einstellung zu verdanken, betont Produktionsleiter Tobias Sturm: „Da achten die Mitarbeitenden der Stiftung Scheuern sehr darauf, dass die Beschäftigten die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen. Unsere fünf ‚Scheuerner‘ jedenfalls sind mit vollem Engagement dabei und identifizieren sich mit dem Unternehmen.“