Der Mühlbachpark spiegle wider, dass die Stiftung Scheuern das Thema Inklusion von der Theorie in die gelebte Praxis transportiere, betonte der kaufmännische Vorstand Jürgen Schlepper und forderte dazu auf, das Angebot rege zu nutzen: „Damit dieser Prozess fortgesetzt werden kann, braucht der Mühlbachpark Leben.“ Logisch, dass der Augenblick prädestiniert dafür war, die zahlreichen Sponsoren, Förderer und Unterstützer, ohne die dieses ehrgeizige Projekt schlichtweg nicht möglich gewesen wäre, zu würdigen und mit einem kleinen Geschenk zu bedenken. So zum Beispiel die Institutionen, die die Stiftung Scheuern mit großen Beträgen unterstützt haben: Als ihre Vertreter waren Jens Güllering und Maren Busch (Lokale Aktionsgruppe Lahn-Taunus Leader), Kristian Brinkmann (Diakoniegemeinschaft Paulinenstift) und Ingo Nehrbaß (G. u. I. Leifheit-Stiftung) nach Scheuern gekommen. Aber auch all die anderen, die auf unterschiedlichste Weise zum Gelingen beigetragen haben, standen jetzt im Mittelpunkt. Allen voran natürlich Projektleiter Wolfgang Grüttner: Mehr als drei Jahre lang hielt er die Fäden in der Hand – und bedankte sich seinerseits beim Vorstand der Stiftung Scheuern, der sich über alle Widrigkeiten hinweg immer sehr für das Projekt eingesetzt habe. Dann wurde sie mit Händen greifbar, die Inklusion – in Gestalt eines langen, aus unzähligen Tüchern geknüpften Bandes, das die Festbesucherinnen und -besucher gemeinsam in die Höhe hielten.
Begonnen hatte der Tag mit einem Open-Air-Gottesdienst, den der theologische Vorstand der Stiftung Scheuern, Pfarrer Gerd Biesgen, und Pfarrer Matthias Schmidt, der seit November 2022 als Seelsorger für die Einrichtung tätig ist, gemeinsam hielten. Eine der Schlüsselfragen ihrer Dialogpredigt, die sich ausgehend von Matthäus 13,44-46 um das Thema „Schatz“ drehte: Woran machen wir Menschen eigentlich unser Lebensglück fest? „Wir wünschen uns allen, dass wir die richtigen Werte im Leben finden, und möchten, dass unsere Schätze die Namen Achtsamkeit und Gerechtigkeit, Friedfertigkeit und Nächstenliebe tragen“, so die Quintessenz. Vollends zur runden Sache wurde der Gottesdienst dank Lektorin Christa Schienmann, dem evangelischen Posaunenchor Nassau und Umgebung unter Leitung von Petra Wiegand und der von Pia und Wolfgang Wallroth geleiteten inklusiven Band „Die Fliegenden Noten“, der ihrem Namen und dem windigen Wetter zum Trotz glücklicherweise keine Notenblätter davonflogen.
Nachmittags wurde es dann voller und voller in und rund um den Mühlbachpark. Überall sah man lachende Gesichter, hörte Stimmengewirr, spürte Ausgelassenheit und gute Stimmung. Auch viele Kinder waren zum Fest gekommen. Zahlreiche Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, die Fitness- und Spielgeräte unter fachmännischer Anleitung von Carina Gräbke und ihrer Kolleginnen und Kollegen vom Therapiezentrum der Stiftung Scheuern selbst auszuprobieren – manch einer kam da ganz schön ins Schwitzen. Für reichlich Input sorgten zudem die Stände mit ihren unterschiedlichen Info- und Verkaufsangeboten. Während die Beschäftigten und Mitarbeitenden der Schreinerei und der Kreativwerkstatt an ihren Ständen ihre tollen Produkte präsentierten und zur Mitgestaltung eines Gesamtkunstwerks aus Holz einluden, konnte man beim Personalmanagement am Glücksrad drehen und sich bei der Jugendmitarbeitenden-Vertretung zur Erinnerung ablichten lassen. Auch Kreativ-Angebote gab es in Hülle und Fülle: So konnte man beim Familienunterstützenden Dienst Taschen bemalen und Perlenketten basteln und bei der Rehagruppe Einblick in die Seifenproduktion der Tagesförderstätten-Besucher gewinnen oder sich, im weitesten Sinn passend zum Thema des Gottesdienstes, auf Schatzsuche begeben. Ein paar Meter weiter lockten der Betreuerrat und der Förderverein der Stiftung Scheuern außer mit Informationen über ihre wichtige Arbeit mit – selbstverständlich alkoholfreien – Cocktails an ihren gemeinsamen Stand, die Tagesförderstätte verkaufte ihre ebenso schönen wie nützlichen Produkte, und die AG Nachhaltigkeit gab Tipps, was man mit geringem Aufwand im Alltag tun kann, um Umwelt und Klima zu schützen. Als externe Akteure rundeten der Eine-Welt-Laden Nassau mit seinen fair gehandelten Produkten, die Firma Eaton aus Holzhausen und Dausenau mit ihrem Lichtspiel und die Inklusa gGmbH aus Bad Ems mit ihrer Dosenwerf-Action das Spektrum ab.
Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch am Tanzboden auf der Festwiese einiges geboten war. So legte die Zumba-Gruppe der Werkstatt für behinderte Menschen unter der Leitung von Sylvia Schmidt hier traditionsgemäß eine flotte Sohle aufs Parkett, und die Band Alles für die Katz mit Gerd Biesgen, Willi Wall sowie Pia und Wolfgang Wallroth ließ es bei zwei Auftritten mit ihren Popsongs ordentlich krachen. Dazu gab es eine Weltpremiere: Die Theatergruppe Funkenflug unter der Leitung von Maria Metzger sorgte mit der Aufführung des Stücks „Die Zaubergeige“, das der Fabel „Die Grille und die Ameise“ von Jean de la Fontaine nachempfunden ist, nicht nur für moralische Erbauung, sondern auch für beste Unterhaltung. Was will man mehr?