„Viele Aspekte der sozialen Teilhabe werden im Bundesteilhabegesetz angesprochen, aber leider wird die Bedeutung der Teilhabe auch bei stärkerer Pflegebedürftigkeit und am Lebensende nicht explizit erwähnt“, sagt Magdalena Braun, Leiterin des Pflegequalitätsmanagements bei der Stiftung Scheuern. „Das Recht auf gleichberechtigte und umfassende Teilhabe gilt unabhängig vom Lebensalter für alle Menschen – von Anfang an bis zum Schluss. Wir sind deshalb der Überzeugung, dass Teilhabe und Eingliederung nicht bei zunehmender Pflegebedürftigkeit enden dürfen, sondern gerade in der letzten Lebenszeit besonders wichtig sind. Als Leistungserbringer mit Wohnformen für Menschen mit intellektueller, komplexer und/oder psychischer Beeinträchtigung ist es unser Ziel, möglichst allen Menschen, die bei uns leben und sich das wünschen, eine gute Versorgung und Begleitung bis zum Lebensende zu ermöglichen.“
Ein sensibles Thema, das auch für viele Mitarbeitende der Stiftung Scheuern von großer Bedeutung ist – umso mehr, als die palliative Betreuung von Menschen mit Behinderung spezifische Herausforderungen mit sich bringt. Wie kann man schwer kranke und sterbende Bewohnerinnen und Bewohner optimal begleiten? Welche Maßnahmen eignen sich, um ihre Beschwerden zu lindern und ihr Wohlbefinden zu fördern? Wie lässt sich ein würdevoller Abschied gestalten? Intensiv mit diesen und vielen weiteren Fragestellungen beschäftigt und, darauf aufbauend, ein Kurs-Konzept entwickelt hat der Arbeitskreis „Palliative Care“, dem neben Magdalena Braun auch Tanja Kaiser (Zertifizierte Beraterin für gesundheitliche Versorgungsplanung), Franziska Klepper (Diakonisches Profil) und Birgit Schoemakers (Referentin Personalentwicklung) angehören. Als Kursleiterin ist Michaela Abresch, Fachkraft Palliative Care, mit an Bord. Sie ist es auch, die zusätzlich die Hospizdienste Rhein-Lahn in den Kursablauf mit eingebunden hat.
Über eine Woche hinweg eignen sich die Teilnehmenden des ganztägig durchgeführten Kurses Kenntnisse und Fertigkeiten in Themenbereichen wie „Pflegerische Praxis“ (zum Beispiel Mundpflege und Aromapflege) oder „Schmerzassessment“ (Schmerzen erkennen, Opiode und andere Schmerzmittel) an, beschäftigen sich aber auch mit ethischen Fragestellungen (Umgang mit der Wahrheit, würdevoller Abschied) und nicht zuletzt auch mit der eigenen Endlichkeit.
Ende März haben die ersten 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Scheuern erfolgreich die neue Fortbildung absolviert und am Ende der Kurswoche ihre von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgestellten Zertifikate entgegengenommen. Zwei weitere Palliative-Care-Kurse im Oktober 2023 und April 2024 sind bereits ausgebucht. Doch das Fortbildungsangebot wird fortgesetzt. Während es zunächst Mitarbeitenden des Fachbereichs Wohnen sowie des Case Managements, Therapiezentrums und Pflegequalitätsmanagements vorbehalten bleibt, wird es sich später auch für andere Kolleginnen und Kollegen öffnen.