„Klar war es eine Herausforderung, zwölf Kilometer zu laufen und dabei 20 Hindernisse zu überwinden“, sagt Florin Abel. „Aber es hat auch riesigen Spaß gemacht.“ Der 29-Jährige, der bei der Stiftung Scheuern wohnt und arbeitet, erinnert sich gerne zurück an seine Teilnahme beim Fisherman’s Friends Strongmanlauf auf dem Nürburgring. Wie es dazu gekommen ist?
Den entscheidenden Anstoß gab Markus Schmidt, sein Bezugsbetreuer. „Mein Sohn arbeitet als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Intensivstation des St. Nikolaus Stiftshospitals in Andernach und hat dort vor zwei Jahren gemeinsam mit Kollegen eine Gruppe gegründet, die seither mit wachsender Begeisterung beim Strongmanlauf mitmacht“, erzählt Schmidt. „Und da Florin ein sehr sportlicher junger Mann ist, dachte ich, das wäre bestimmt auch etwas für ihn.“ In der Tat: Florin Abel hat nicht nur bei Wettkämpfen von Special Olympics bereits mehrere Medaillen im 100-Meter-Lauf und Weitsprung gewonnen und plant, 2023 an den Weltspielen der Behindertensportorganisation in Berlin teilzunehmen, sondern ist auch als Athletensprecher des Landesverbands Rheinland-Pfalz schwer aktiv. „Das schaffe ich!“, sagte er deshalb folgerichtig, als Markus Schmidt ihm Fotos von vorherigen Strongmanläufen zeigte.
Spontan und herzlich nahm man ihn in der Gruppe des St. Nikolaus Stiftshospitals auf, die seit 2017 von vier auf 23 leidenschaftliche Läufer angewachsen ist und unter dem Namen „Strong Hospital, Family and Friends“ an den Start geht. Ein Stück echte, aktiv umgesetzte Inklusion war es also, was die Andernacher Läufer und Florin Abel beim Strongmanlauf vorlebten.
Allerdings auch ein Stück hart erkämpfte Inklusion, denn am Wettkampftag war das Wetter alles andere als freundlich. Minusgrade, Schnee, Hagel und Graupelschauer machten den insgesamt rund 10 000 Teilnehmern, die in vier Abschnitten starteten, das Leben schwer. Ganz so, als wären die 20 Hindernisse, bei denen es sich, um nur ein paar Beispiele zu nennen, um einen Reifenstapel, ein Klettergerüst, ein rückwärts zu durchquerendes Wasserbecken und eine Barriere mit dem wenig vertrauenserweckenden Namen „Stairway to Hell“ (Treppe zur Hölle) handelte, für sich genommen nicht schon anstrengend genug gewesen. „Bei manchen Hindernissen habe ich ein wenig Angst gehabt, in der Menge verloren zu gehen“, räumt Florin Abel ein.
Beruhigend in einer solchen Situation: Bei der Gruppe „Strong Hospital, Family and Friends“ steht, aller Begeisterung fürs Laufen zum Trotz, nicht der sportliche Ehrgeiz im Vordergrund. Eine viel wichtigere Rolle spielen soziale Werte wie Gemeinschaft und Zusammenhalt. Oder wie Markus Schmidt es ausdrückt: „Jeder hilft jedem. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Gruppe gemeinsam ankommt.“
So auch dieses Mal. Nach rund zwei Stunden war es geschafft und die Stronghospital-Läufer, die in Kostümen aus der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ unterwegs waren, erschöpft, aber mit strahlenden Gesichtern im Ziel. Auch Florin Abel, der es unter 10 000 Teilnehmern auf einen tollen 1878. Platz schaffte, freute sich logischerweise riesig über diesen Erfolg – und könnte sich, wie er verrät, durchaus vorstellen, auch im kommenden Jahr wieder mit dabei zu sein. „Der Strongmanlauf hat ihn in seinem Selbstbewusstsein gestärkt“, sagt Markus Schmidt. „Und das ist das Allerwichtigste.“