Anlass für ihren Besuch bot ein inklusiver Workshop zum Thema „Kreativ mit Holz“, bei dem zwei funkelnagelneue und vor allem schmucke Figuren für die Weihnachtskrippe vor dem Nassauer Rathaus entstanden. Lesen Sie mehr
Die Vorgeschichte: „Bei den Krippenfiguren, die bisher in der Weihnachtszeit vor dem Rathaus gestanden haben, handelte es sich um Schaufensterpuppen, die inzwischen in die Jahre gekommen sind“, erzählt Carola Thor, Mitarbeiterin des Nassauer Jugendtreffs. Jugendtreff-Leiterin Juliane König-Wasmut habe die Idee gehabt, während der Pandemie mit einer öffentlichen Weihnachtskrippe ein Zeichen für Gemeinschaft und Zusammenhalt zu setzen – eine tolle Sache, die über die Corona-Zeit hinaus zur Tradition wurde, jetzt aber dringend einer optischen Erneuerung bedurfte. „Wir sind mit dem Wunsch, die Schaufensterpuppen durch selbst angefertigte Figuren zu ersetzen, auf Stadtbürgermeister Manuel Liguori zugegangen, der sofort damit einverstanden war. Auf die Idee, die Figuren in Kooperation mit der Stiftung Scheuern herzustellen, kamen wir, weil die Stiftung schon vor Längerem bei uns angefragt hatte, ob man nicht ein gemeinsames Projekt zur Berufsorientierung durchführen könne“, erzählt Carola Thor und fügt hinzu, im Juni habe sich der Jugendtreff zu einem ersten Gespräch mit Jörg Bremser, dem Leiter des Fachbereichs Bildung/Arbeit/Teilhabe bei der Stiftung Scheuern, sowie mit Werkstattleiter Sebastian Mono und Schreinereileiter Lars Winterwerber getroffen: „Sie haben sich sehr offen für die Idee gezeigt.“ Natürlich fragte das Jugendtreff-Treff auch die Kinder und Jugendlichen, ob sie Interesse an einem solchen Projekt hätten – und erntete ein begeistertes „Ja“. Im Juli fertigte man mithilfe der Künstlerin Prisca Merz aus Obernhof Schablonen für Maria und Josef an und gab diese für die Planung der Umsetzung in der Langauer Mühle ab.
Und jetzt, in den Herbstferien, war es also so weit: In zwei Gruppen kamen insgesamt neun Kinder und Jugendliche in die Schreinerei, um gemeinsam mit den Beschäftigten und Mitarbeitenden dort aus den Schablonen lebensgroße Krippenfiguren zu zaubern. Und zwar streng nach Geschlechtern getrennt: Während sich die vier Jungens vormittags um Josef kümmerten, widmeten sich die fünf Mädchen nachmittags Maria. Nachdem Schreinereileiter Lars Winterwerber und sein Mitarbeiter Dennis Maisack die Figuren mit dem neuen CNC-Bearbeitungszentrum aus Holzplatten gefräst hatten, übernahmen die Kinder die manuelle Nachbearbeitung. Das alles ging überraschend flott vonstatten: Das Projekt, für das eigentlich zwei Tage eingeplant waren, war bereits nach einem erfolgreich abgeschlossen. „Wir sind dem Schreinerei-Team sehr dankbar, dass es die Durchführung des Projekts trotz mehrerer zeitgleicher Großaufträge ermöglicht und uns nur die Materialkosten in Rechnung gestellt hat“, sagt Carola Thor, die in Sachen „Kreativ mit Holz“ Verstärkung von Melina Back, Olga Freund und Maëlle Linscheid aus dem Jugendtreff-Team bekam.
Holztechnisch gesehen alles in bester Ordnung also. Aber natürlich ging es hier noch um viel mehr, nämlich um Inklusion. „Ich war überrascht, dass viele der Kinder vorher noch nie Kontakt mit Menschen mit Behinderung hatten“, berichtet Carola Thor. Berührungsängste gab es dennoch keine – zum einen, weil der Jugendtreff die Teilnehmer in Gesprächen gut auf die Thematik vorbereitet hatte, und zum anderen, weil die Mädchen und Jungen vor Ort sahen, dass auch Menschen mit Behinderung gute Arbeit leisten können. Sylvia Scholz, Beschäftigte der Schreinerei, begleitete sowohl die Vormittags- als auch die Nachmittagsgruppe. „Es hat Spaß gemacht“, war von allen Beteiligten wiederholt zu hören. „Und für mich war es außerdem schön, den Kindern das eine oder andere zeigen zu können“, fügte Sylvia Scholz hinzu.