Mit einer nicht hundertprozentig originalgetreuen, aber ausgesprochen pfiffigen Version des Grimm‘schen Märchens hat die Theatergruppe Funkenflug der Stiftung Scheuern jüngst ihr Publikum begeistert.
Wobei bei ihrer Aufführung zunächst alles in den gewohnten Bahnen verlief: Da sind Hänsel (Georg Klein) und Gretel (witzig: Christian Döllken in Frauenkleidern und mit Zopfperücke), die beiden Geschwister, die am Ende gemeinsam allen Gefahren trotzen werden. Da sind die hartherzige Mutter (Iris Friedrich), die die Kinder, weil die Familie bitterarm ist, im Wald aussetzen möchte, und der empathischere Vater (Frederic Kuhn), der sich allerdings nicht durchsetzen kann. Wie Hänsel und Gretel, die die Eltern bei ihren finsteren Plänen belauscht hat, beim ersten Mal mithilfe von Kieselsteinen aus dem Wald nach Hause zurückfinden. Wie ihnen beim zweiten Mal nur Brotkrumen zum Spurenlegen bleiben, die prompt von einem Vogel (Marion Hartwig) aufgepickt werden. Wie sie im Wald herumirren und schließlich auf das Lebkuchenhäuschen der hinterlistigen Hexe (Maria Metzger) stoßen, die Gretel als Dienstmagd schuften lässt und Hänsel zwecks Mästen und späterem Aufessen in einen Käfig sperrt – all das stellten die Funkenflieger mit viel Elan und schauspielerischem Talent dar. Tatkräftige Unterstützung bekamen sie dabei von Alexandra Klaiber, die als Erzählerin dafür sorgte, dass man nie den roten Faden verlor, Willi Wahl, der die Handlung mit den passenden Gitarrenklängen untermalte, und Traute Ackermann, die gemeinsam mit Funkenflug-Chefin Maria Metzger im Hintergrund die Fäden zog. Und das waren noch längst nicht alle, die zum Gelingen beitrugen: Während die „Schildermänner“ Walter Moll (Baum), Horst Mischel (Wald) und Michael Todsen (Sonne und Mond) noch mehr Naturnähe ins Geschehen einbrachten, setzte Elke Breng dem Ganzen als miauendes Kätzchen ein weiteres i-Tüpfelchen auf.
Alle gemeinsam überraschten sie dann mit einem ziemlich unorthodoxen Ende des Märchenklassikers: Anstatt im eingangs erwähnten glühenden Ofen zu enden, löste sich die böse Hexe wie durch ein Wunder plötzlich in Luft auf, und die Kinder zogen in ihr Haus ein. Ein wahrhaft überraschendes und vor allem ohne Gewaltexzess endendes Geschehen, das die Theatergruppe zum Abschluss dann noch gemeinsam mit dem enthusiastisch mitsingenden Publikum in dem eigens für diesen Anlass geschriebenen „Hänsel und Gretel“-Lied Revue passieren ließ. Was will man mehr?