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"Sie können stolz sein, das geschafft zu haben."


39 Männer und Frauen strahlten, als ihnen ihr Abschlusszertifikat zur beruflichen Bildung übergeben wurde. In einer Feierstunde in der Nassauer Stadthalle überreichte Alexandra Sniehotta als Leiterin des Berufsbildungs- und Integrationsservices (BIS) der Stiftung Scheuern den Absolventen ihr Zertifikat.

Die Absolventen des BIS haben ihre Ausbildung in den Werkstätten der Stiftung Scheuern, in regionalen Betrieben und in Zusammenarbeit mit dem in Bad Ems ansässigen BIS gemacht. Die 39 meist jungen Menschen mit Behinderung bereiteten sich 27 Monate lang auf ihre Berufstätigkeit vor. Dazu gehörte die theoretische Ausbildung ähnlich einer Berufsschule im BIS und die praktische Anleitung in verschiedenen Werktstattbereichen und Betrieben. Jeder hat in der Zeit der beruflichen Bildung, wie die Lehrjahre für diese Personengruppe bezeichnet werden, in viele Facetten des Arbeitslebens hineingeschnuppert, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, was er oder sie leisten kann und wovon man sich vorstellen kann, damit über Jahre sein Geld zu verdienen. Auch der immer wieder neue Umgang mit wechselnden Arbeitskollegen gehört dazu. „Die berufliche Bildung ist eine Orientierungszeit für persönliche Perspektiven“, fasst Sniehotta zusammen und betont: „Sie können stolz sein, das geschafft zu haben!“

 

Mittlerweile hat jeder der Absolventen seinen festen Arbeitsplatz gefunden. In der Wäscherei in Singhofen, im Montage- und Dienstleistungszentrum in Bad Ems oder in Verpackungs- und Montageeinheiten der Stiftungswerkstätten im Nassauer Mühlbachtal. Drei junge Leute haben den Sprung auf sogenannte Außenarbeitsplätze geschafft. Sie arbeiten jetzt in Betrieben der Region, sei es im sozialen Bereich wie Kindertagesstätte und Krankenhaus oder privatwirtschaftlich in der Klimatechnik.

 

Zu den Gratulanten gehörte auch Bernd Feix, der Leiter des Geschäftsbereichs Behindertenhilfe der Stiftung Scheuern. Er lobte die Arbeit des BIS: „Der Respekt vor der Einzigartigkeit eines jeden Menschen, der die berufliche Bildung durchläuft, und der Wille, dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft finden kann, das zeichnet die Arbeit des BIS aus. So hilft BIS auf kommunaler Ebene Inklusion umzusetzen und Vielfalt im Arbeitsmarkt normal werden zu lassen. Es ist selbstverständlich, dass jeder Menschen, auch mit Behinderung, Teil dieser Vielfalt ist.“ In diesem Sinn freute er sich über die gelungene Leistung der Absolventen und auch ihrer Ausbilder.

 

Unter den Absolventen sind Lena-Marie Meschenmoser und Detlef John. Lena-Marie arbeitet nach erfolgreich abgeschlossener beruflicher Bildung in der Kindertagesstätte St. Katharina in Fachbach. Detlef begeistert sich für die diffizilen Arbeiten im Bereich von Montage und Verpackung. Beide gehen in ihrer Arbeit auf.

 

„Urlaub ist langweilig, ich würde lieber arbeiten. Aufhören ist fast eine Strafe“, meint Detlef. Er ist froh über seine neu gewonnene Selbstständigkeit. Er ist mittleren Alters, hat lange bei seiner Familie gelebt und erst spät gelernt allein zu wohnen. Nachdem er das konnte, hielt ihn nichts mehr auf. Er wollte auch sein eigenes Geld verdienen und entschied sich für die berufliche Bildung. Sein Ausbilder Darius Barabasch berichtet, er sei feinmotorisch äußerst geschickt und könne sich sehr gut konzentrieren: „Je kleinteiliger die Arbeit, desto mehr reizt sie Detlef.“ Mit diesen Voraussetzungen ist er in der Fertigung von Friktionselementen für die Automobilindustrie gerade richtig.

 

Lena-Marie dagegen wusste direkt, dass sie mit Kindern arbeiten möchte. „Sitzen ist nichts für mich, ich möchte etwas tun.“ Mit dem Ziel im Blick, für Kinder dasein zu können, hat sich Lena-Marie trotzdem zu den wöchentlichen Schulungstagen im BIS aufgemacht. „Das gehört dazu, wenn man arbeiten möchte“, resümmiert sie. Die Mühe habe sich gelohnt. Sie strahlt, denn ihren Arbeitsplatz in der Kindertagesstätte hat sie nun fest. Sie ist dabei, wenn die Mäusegruppe spielt, bastelt, malt, Waldspaziergänge macht. In der Mittagszeit begleitet sie die warme Mahlzeit für die Ganztagskinder. Dabei spielt es keine Rolle, ob es die Allerkleinsten der Kita sind oder die Kinder, die schon bald in die Schule wechseln. „Es freut mich, mit den Kindern im Takt zu sein.“