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Vergoldung und Ziffernblatt erneuert: Turmuhr am Alten Haus strahlt in neuem Glanz


Die Ziffern der Uhr am Turm des Alten Hauses waren schon seit längerem kaum noch zu erkennen. Jetzt hat die Firma Heymann aus Nastätten Abhilfe geschaffen.

Ein nagelneues Ziffernblatt und neu vergoldete Zeiger sehen nicht nur schön aus. Sie passen auch bestens zum historischen Bauwerk und erleichtern das Ablesen der Uhrzeit.

Wenn Martin Steeg in 20 Meter Höhe mit dem Pinsel Farbe auf die Zeiger aufträgt, ist nicht nur der Korb des Hubsteigers in Bewegung. Dieser schwankt angesichts des weit ausgefahrenen Arms spürbar hin und her. „Man gewöhnt sich dran“, sagt der gelernte Werbetechniker. Zudem drehen sich die Zeiger während der Arbeit langsam weiter. Auf ihren Ausbau hat man vorsichtshalber verzichtet. „Wir wollen keine Schäden am Uhrwerk riskieren“, sagt Martin Steeg. Deshalb pinselt er nicht nur die Farbe in luftiger Höhe; nach dem Antrocknen trägt er auch das Blattgold hoch über dem Campus auf.

Der Auftrag der Stiftung Scheuern ist für den Mann mit 38 Jahren Berufserfahrung etwas Besonderes. Allzu oft werden Vergoldungen nicht in Auftrag gegeben. Die letzte hat Martin Steeg vor fünf oder sechs Jahren an einer Kirche vorgenommen. Damals benötigten der Hahn und die Kugel auf dem Kirchturm eine neue Schicht des Edelmetalls.  

Das Wort „Goldkoffer“ prangt in großen Buchstaben auf dem Köfferchen, das Martin Steeg hervorholt. Wer darin Barren, Münzen oder große Mengen Goldes erwartet, wird enttäuscht. Den meisten Raum nehmen irgendwelche Utensilien ein. Das Gold selbst kommt in Form eines von drei Haushaltsgummis zusammengehaltenen Päckchens daher, kaum größer als ein kleiner Stapel Memory-Karten. Nur ein goldfarbener Aufkleber verrät, was sich dahinter verbirgt: Je 25 hauchdünne Blätter nahezu reinen Goldes sind auf Seidenpapier aufgepresst. Das macht es bei der Arbeit im Freien leichter, das Material faltenfrei aufzutragen. Das Seidenpapier wird anschließend vorsichtig abgezogen. Obwohl Martin Steeg nur eine einzige Schicht Blattgold aufträgt, dürften die Uhrzeiger für lange Zeit wieder prächtig aussehen. „Ich habe vor über 25 Jahren Hahn und Kugel einer Kirche vergoldet“, sagt Martin Steeg. „Wenn die Sonne draufscheint, glänzt es heute noch wie am ersten Tag.

Die Vergoldung ist nur das abschließende Tüpfelchen auf dem i, denn nicht allein die Zeiger strahlen in neuem Glanz. Auch das Ziffernblatt der Uhr, die wohl seit etwa 1876 die Zeit auf dem Alten Haus anzeigt, ist komplett neu. Das Ziffernblatt war mit Farbe auf ein Kupferblech aufgemalt, das jeweils knapp einen Meter hoch und breit ist. Beim Entfernen der losen Farbreste stellte Martin Steeg fest, dass die Ziffern in der Vergangenheit mindestens zweimal neu aufgemalt wurden. Diesmal aber wird ein anderes Verfahren gewählt.

Das neue Ziffernblatt besteht aus zwei weiß lackierte Alublechen mit Aussparung für die Zeiger. Sie werden so auf dem Kupferblech vernietet, dass das alte, aber noch stabile Material komplett abgedeckt wird. Die schwarzen Ziffern sind aus Folie sind aufgeklebt. Pinsel und Farbe kommen nur noch bei den Zeigern zum Einsatz. Diese werden mit gelber Farbe grundiert. Bis das Blattgold aufgetragen werden kann, muss der Lack genau den richtigen Trocknungsgrad erreicht haben. „Es muss quietschen, wenn man mit dem Finger drüberfährt”, sagt Fachmann Martin Steeg. Das kann – je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit – ein bis zwei Stunden dauern. Damit der Werbetechniker nicht so lange untätig im Korb des Hubwagens ausharren muss, hat er dieselbe Farbe auf ein Musterstück gepinselt, das er mit nach unten nimmt.

Nach zwei Vormittagen Arbeit hat Martin Steeg sein Werk am Alten Haus vollendet. Jetzt ist dafür gesorgt, dass man auf dem Campus der Stiftung Scheuern auch in Zukunft die Zeit ablesen kann – wie es bereits seit fast 150 Jahren der Fall ist.

 

Martin Steeg trägt Farbe auf die Zeiger der Uhr am Alten Haus auf, bevor der Werbetechniker der Firma Heymann sie neu vergoldet.