Das ließen sich Elke Breng und Wolfgang Kistner, beide wohnen in der Stiftung Scheuern und besuchen die Seniorenbetreuung der Tagesförderstätte, nicht zweimal sagen. Unter Anleitung von Maria Metzger und Karina Bräkau schufen sie auf Wunsch von Biesgen ein blau-gelbes Gesamtwerk in der Technik des Pouring.
Pouring ist der englische Begriff für gießen. Mehrere Farben oder verwandte Farbtöne werden in Schichten in einen Becher gegeben, dann auf die Leinwand gekippt und durch Kippen und Drehen der Leinwand in Verlauf gebracht. Ein gutes Auge in Verbindung mit abgestimmter Bewegung an allen vier Ecken der Leinwand durch die vier Künstler:innen ließ dabei tolle Marmoriereffekte entstehen. „Es ist lange nicht so einfach, wie es aussieht. Man muss aufpassen, dass die Farben zusammen harmonieren, aber auch nicht zu viel durcheinander laufen oder sich vermischen,“ erklärt Metzger. Entsprechend lange hat es auch gedauert, die einzelnen Bilder zu fertigen: „Zwölf Stunden reine Malzeit“, so Metzger. „Und dann haben wir noch nicht aufgeräumt und geputzt. Man kann sich vorher nicht vorstellen, wo flüssige Farbe so überall hinlaufen und hinspritzen kann“, ergänzt Bräkau lachend.
Währenddessen suchen Kistner und Breng die Wand mit den blau-gelben Bildern, nach ihren persönlichen Lieblingsstücken ab, an welcher Stelle im Gesamtkunstwerk diese sich wiederfinden. Die Handwerker der Stiftung Scheuern Patrick Kucera, Michael Merz und Artur Mondroch haben die Bilder für einen passenden Gesamteindruck auf einer quadratischen Grundfläche angeordnet. Mit der Pouring-Technik haben sich die vier Künstler für eine abstrakte und zugleich detailreiche, assoziative Kunstform entschieden, denn jeder Betrachter hat eigene Ideen, woran die Bilder erinnern. „Die verschiedenen Vorstellungen zu den Bildern kamen schon beim Gießen der Farbe und setzen sich nun fort, wo alle an der Wand hängen und wieder anders wirken.“ Eine Mini-Umfrage unter den neugierigen Betrachtern schon beim Aufhängen ergab „Südsee“, „Unterwassergraben“, „Wasserfall“, „Karibik von oben“ oder „Sonnensturm“. So gesehen, verspricht die bunte Wand eine andere Form von Nachhaltigkeit: bunt und mit jeder Betrachtung neu.
Übrigens: Für die Portraitfotos der verdienstvollen Honoratioren wird nun nach einer neuen Verwendung und einem alternativen Ehrenplatz gesucht.