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Aktuelles

Wanderausstellung der besonderen Art lockt in die Orgelpfeife


Tolle Motive, tolle Bilder und eine kleine Feierstunde für fünf große Künstlerinnen aus den Reihen der Stiftung Scheuern: Vor Kurzem wurden die Damen Tina Hackenbruch, Irene Rey, Marlene Schmidt sowie, in Abwesenheit, Nadine Geßner und Lea Klee geehrt.

Aus gutem Grund: Alle fünf haben es mit ihren Kunstwerken zum Thema „Mein Zuhause – wo auch immer man sich wie zu Hause fühlt“ beim diesjährigen Wettbewerb „Menschen mit Behinderung malen“ des Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung in die Wanderausstellung geschafft. Wobei man den Begriff „Wanderausstellung“ in diesem Fall nicht allzu eng auslegen darf: Wegen Corona wurde sie in diesem Jahr erst verschoben und fiel dann ganz aus. Doch das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung ließ sich eine pfiffige Alternative einfallen: Es hat alle 128 Bilder, die normalerweise in der Wanderausstellung zu sehen gewesen wären, drucken lassen und zu einer Kalender-ähnlichen Sammlung zusammengestellt. „Bei der offiziellen Ehrung in Mainz bekam jede der Gruppen, die aus ganz Rheinland-Pfalz angereist waren, diese Bildersammlung mit nach Hause“, erzählt Maria Metzger, die die Nassauer Maltalente gemeinsam mit Sandra Gregorius betreut. Um diese „Wanderausstellung“ der besonderen Art anderen Menschen ansprechend präsentieren zu können, gab es vom Landesamt außerdem ein Tischgestell, das bei der Stiftung Scheuern nun in der Orgelpfeife steht.

Dort fand auch die eingangs erwähnte, von Maria Metzger initiierte und mit einem gemeinsamen Frühstück abgeschlossene kleine Feierstunde statt, an der neben den Künstlerinnen Tina Hackenbruch, Irene Rey und Marlene Schmidt auch Pfarrer Gerd Biesgen, theologischer Vorstand der Stiftung Scheuern, teilnahm. Ohne Gruppenfoto ging es dabei natürlich nicht: Es zeigt von links Maria Metzger, Marlene Schmidt, Pfarrer Gerd Biesgen (mit besagter Bildersammlung), Tina Hackenbruch, Irene Rey und Karina Bräkau (Betreuerin von Irene Rey). „Mein besonderer Dank gilt Frau Metzger, die schon seit vielen Jahren dafür sorgt, dass die künstlerischen Talente der von uns betreuten Menschen ihren Ausdruck finden können“, sagte Pfarrer Biesgen und fügte hinzu, er selbst habe nie Talent zum Zeichnen oder Malen gehabt: „Umso mehr bewundere ich diejenigen, die es können. Das zeigt einmal mehr, dass Menschen unterschiedliche Begabungen haben.“ Diejenigen der fünf Scheuerner Künstlerinnen spiegeln sich übrigens auf sehr vielfältige Weise in ihren Bildern wider. Denn jede von ihnen hat das Thema „Mein Zuhause – wo auch immer man sich zu Hause fühlt“ in einer anderen, individuellen Art und Weise umgesetzt. So malte Irene Rey mit Acrylfarben ein urgemütlich aussehendes Sofa, auf dem sich neben Teddybär und Puppe auch ein graues Kätzchen behaglich niedergelassen hat. Lea Klee tendiert offensichtlich eher zur abstrakten Malerei und dazu, Text in ihre Werke mit einzubinden. „Zuhause ist da, wo dein Herz sich wohlfühlt“, hat sie auf einen oben in Violett- und unten in Blautönen gehaltenen Hintergrund geschrieben, der gleichwohl an einen Sonnenuntergang am Meer denken lässt. „Liebe“, „Familie“, „Freunde“, „Zusammenhalt“ – diese vier von ihr am unteren Rand ihres Aquarell-Gemäldes festgehaltenen Begriffe geben wieder, was für Lea Klee ein echtes Zuhause ausmacht.

Als Fan großer Gewässer outet sich auch Tina Hackenbruch. „Am Meer fühle ich mich zu Hause“ lautet der Titel ihres farbenfrohen, mit Buntstiften angefertigten Werks: Es zeigt ein großes Segelschiff draußen auf dem Ozean, das an prächtigen Küstengebäuden vorbeizieht. Im Landesinneren geblieben ist dagegen Nadine Geßner: „Nadine mit Papa und Mama“ heißt ihre Filzstift-Zeichnung, die ähnlich wie Lea Klees Beitrag verdeutlicht, dass ein „Zuhause“ keineswegs an einen bestimmten Ort gebunden sein muss. Wie viele verschiedene Dinge dieses Wort beinhalten kann, beweist nicht zuletzt das Acryl-Gemälde von Marlene Schmidt: „Unter einem Dach“ heißt es und zeigt ein Haus mit vielen Zimmern, in denen die unterschiedlichsten Menschen oder auch Tiere wohnen. Dazu Geschäfte, ein Radfahrer, das Ortsschild von Nassau und die Aufschrift „Stiftung Scheuern“ – keine Frage, für Marlene Schmidt ist das „Zuhause“ etwas sehr Reelles und Konkretes. Übrigens: Jede der genannten Künstlerinnen bekam vom Landesamt für Soziales. Jugend und Versorgung ein Set mit Postkarten, auf die ihr persönliches Werk gedruckt ist, sodass sie es nun also an Verwandte, Freunde und Bekannte verschicken kann.

Aber auch wer keine Postkarte bekommt, hat ausgiebig Gelegenheit, sich die Bilder von Nadine Geßner, Tina Hackenbruch, Lea Klee, Irene Rey und Marlene Schmidt sowie vieler weiterer Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs „Menschen mit Behinderung malen“ anzuschauen. Die Gemäldesammlung bleibt bis auf Weiteres in der Orgelpfeife und ist dort zu den üblichen Öffnungszeiten (montags bis freitags 9 bis 11 Uhr und 15 bis 19 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 14 bis 19 Uhr) zu sehen. Zusätzlich hat Maria Metzger an der Wand eine Collage mit den Namen und Bildern der fünf Damen angebracht. „Hab keine Angst vor der Perfektion – du wirst sie nie erreichen“ steht darüber. Recht hatte der berühmte spanische Maler Salvador Dalí (1904 bis 1989) mit diesem Ausspruch. Viel mehr als auf Perfektion kommt es bei einem Kunstwerk schließlich darauf an, dass es lebendig ist – und das trifft hier zweifelsohne zu.